Der Teamchef beantwortet Ihre Fragen

Auf der Rennstrecke mit Toto Wolff

Eine der seltensten Erfahrungen im Formel-1-Universum ist wohl ein persönliches Gespräch mit Mercedes-AMG PETRONAS Formel 1 CEO und Teamchef Toto Wolff. Wir haben ihn in Silverstone vor Beginn der Saison zu einem Gespräch getroffen und dabei Ihre Fragen aus dem AMG Private Lounge Forum gestellt.

Wie schwer ist es, über all die Jahre hinweg an der Spitze zu bleiben?

Es ist viel schwieriger, an der Spitze zu bleiben, als der Underdog zu sein. Es verursacht eine Menge Druck und erhöht die Erwartungen an dich, diese Siegesserie weiterzuführen.

Was war die schwierigste Entscheidung, die Sie als Teamchef treffen mussten? Wie sind Sie zu Ihrer Entscheidung gekommen und wessen Rat haben Sie dabei eingeholt?

Meine schwierigste Entscheidung als Teamchef musste ich vor ein paar Jahren in Sotschi treffen, als ich einen Positionswechsel angeordnet habe. (Anmerkung der Redaktion: Valtteri Bottas wurde gebeten, zugunsten von Lewis Hamilton auf den Sieg beim Großen Preis von Russland zu verzichten.) Das geht komplett gegen meine DNA als Rennfahrer. Ich fühlte mich dabei sehr schlecht für das Team. Auch noch lange Zeit danach.

Beim letztjährigen Rennen in Bahrain, als George Russell für Lewis Hamilton einsprang, konnte er  mit einem von der Leistung her sehr dominanten Fahrzeug fast das Rennen gewinnen. War der W11 der X-Faktor, das gewisse Etwas des Erfolgs in der Saison 2020?

Der W11 ist sicherlich einer der besten Rennwagen aller Zeiten. Aber es ist immer die Kombination aus Mensch und Maschine, die den Unterschied macht. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, wie erfolgreich unsere Fahrer mit dem Rennwagen waren, aber sie müssen ihn auch gut beherrschen. George hatte eine großartige Woche in Bahrain. Er stieg in ein Auto, das nicht wirklich für seine Größe gemacht war und erreichte damit trotzdem eine spektakuläre Leistung.

„Wir versuchen, die Grenzen auszureizen, uns stetig zu verbessern, um sicherzustellen, dass unser Team nie verliert."

Glauben Sie, dass sich ein Team die Führung über einen längeren Zeitraum hinweg sichern kann, oder kommt der Erfolg in Zyklen?

Es gibt nicht viele Teams im Sport, die sich Weltmeister nennen dürfen. Es Jahr für Jahr zu schaffen, ist noch schwieriger. Man muss die Mannschaft immer wieder aufs Neue motivieren und die richtigen Ziele setzen. Wir versuchen, die Grenzen auszureizen, uns stetig zu verbessern, um sicherzustellen, dass unser Team nie verliert.

Was sind die Ziele und Ambitionen für dieses Jahr, das letzte, vor den tiefgreifenden Regeländerungen?

Die Ziele und Ambitionen bleiben jedes Jahr die gleichen. Wir streben einen Platz an der Spitze an, um konkurrenzfähig zu sein und versuchen, um Rennsiege und schließlich die Meisterschaft zu kämpfen. Allerdings sehen wir nichts als selbstverständlich an. Wir respektieren unsere Gegner, und ich denke, dass es in diesem Jahr viele starke Teams gibt, die in der Lage sein werden, Rennen zu gewinnen und auf das Podium zu fahren.

Wie laden Sie Ihre Batterien während der Saison auf, und wie halten Sie sich außerhalb der Saison fit?

Eine Saison ist heutzutage ziemlich lang – sie erstreckt sich über fast zehn Monate. Daher ist es sehr wichtig, die wenigen Wochen Pause im Winter und im Sommer zu nutzen, um neue Energie zu tanken. Für mich persönlich ist es wichtig, Zeit mit der Familie zu verbringen, vielleicht mit dem Rad in die Berge zu fahren oder wandern zu gehen. Einfach auf sich selbst achten, gut essen, gut schlafen und versuchen, das Beste aus jedem Tag zu machen.

„Als Formel-1-Team mit großer globaler Sichtbarkeit streben wir in unserer Vorbildfunktion mehr Diversität an.“

Die Beziehung zu Mercedes-AMG ist in diesem Jahr wesentlich enger geworden. Können Sie erklären, warum?

Historisch gesehen ist AMG eine Marke, die im Motorsport verwurzelt ist. Dadurch gibt es eine klare Verbindung zwischen Mercedes-AMG und dem Mercedes-AMG PETRONAS F1 Team. Es liegt einfach in unserer beider DNA, Performance in Straßenfahrzeuge und in Rennwagen zu bringen.

Ende 2020 haben Sie INEOS als gleichberechtigten Aktionär begrüßt. Welche Vorteile bringt dieser Schritt, wenn Sie in die neue Saison gehen?

Jetzt gibt es eine gleichberechtigte Beteiligung zwischen Mercedes, INEOS und mir. Das stärkt die Aktionärsbasis. INEOS ist ein leistungsfähiges Petrochemie-Unternehmen. Außerdem sind sie sehr aktiv in der Welt des Sports. Es ist offensichtlich, dass wir drei in Bezug auf Mentalität und Werte sehr gut zueinander passen.

Diversität und Inklusion sind wichtige Bestandteile der Vision des Teams. Wie wichtig ist es für Sie, in diesem Fall eine aktive Rolle zu spielen?

Beide Themen liegen uns sehr am Herzen. Als Formel-1-Team mit großer globaler Sichtbarkeit streben wir in unserer Vorbildfunktion mehr Diversität an. Ich persönlich glaube, dass wir umso besser abschneiden werden, je mehr Vielfalt wir in den Meinungen und in der Kultur haben.

Das Team verstärkt seine Aktivitäten auch außerhalb der Formel 1, einschließlich der Abteilung für angewandte Wissenschaften. Was sind Ihre Ambitionen für diesen Teil des Unternehmens?

Wir haben eine Abteilung für angewandte Wissenschaft geschaffen. Dort wollen wir unser geistiges Eigentum und Know-how in andere Bereiche des Sports übertragen. Wir sind sehr stolz darauf, an der Entwicklung des America‘s Cup für das Team INEOS und dessen Radsportaktivitäten beteiligt gewesen zu sein. Gemeinsam mit INEOS und anderen Partnern wollen wir den Bereich der angewandten Wissenschaft ausbauen.

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