In der zweiten Folge unserer Reihe „Feel Electric“ blicken wir den Designern von Mercedes-AMG über die Schulter. Sie zeigen uns, wie sie elektrisierende Performance als visuelles Erlebnis mit typisch emotionaler AMG DNA zelebrieren.
Die Spannung bei AMG steigt: Die Future of Driving Performance wird elektrifiziert. Doch auch wenn nun Strom fließt, wo bisher Sprit floss: AMG steht weiterhin für eine Erfahrung mit allen Sinnen. In unserer Reihe „Feel Electric“ nehmen wir Sie in jeder Episode mit hinter die Kulissen und liefern Ihnen einen Vorgeschmack auf die aufregende Zukunft von AMG – die sie mit allen Sinnen erleben können. Die zweite Folge beleuchtet das Design.
Bei AMG ist das Design ein Fest für die Augen. Das beginnt mit der Annäherung an das Fahrzeug. Ein Mercedes-AMG strahlt schon im Stand Luxus, Kraft und Performance aus. Wer auf dem Fahrersitz Platz nimmt, spürt in jedem Moment die Symbiose dieser Eigenschaften. Doch wie beeinflusst die Technik das Design? Welche neuen Formen ermöglichen neue Fahrzeugplattformen, welche neue Texturen neue, nachhaltige Werkstoffe? Kurz: Wie übersetzt AMG seine Design-DNA in das Elektrozeitalter? Wir hatten die Chance, mit dem Chef des Exterieur-Designs Vitalis Enns und mit Corinna Ramos Carrion vom Interieur- und User Interface Design über diese Themen zu sprechen.
Performance Luxury – das ist der Markenkern von AMG, er bildet die Basis für das AMG Design. Stehen diese beiden Begriffe nicht im Widerspruch zueinander? Nicht für den Exterieur-Design-Leiter Vitalis Enns. Er nutzt eine Metapher, um das zu verdeutlichen: AMG Exterieur Design sei für ihn wie James Bond im schmal geschnittenen Anzug. „Man kann ja sehr elegant aussehen, einen gewissen Glanz ausstrahlen, und dabei trotzdem etwas Scharfkantiges haben.“
Dieser Ansatz prägt ebenfalls das AMG Interieur. Mit der fortschreitenden Digitalisierung sinkt die Zahl der Bedienteile und Knöpfe, dafür rücken große Bildschirme in den Vordergrund. Sie inszenieren performante Technik, zugleich soll das Gefühl von Geborgenheit entstehen. Corinna Ramos Carrion sagt: „Wir kombinieren weiche, fließende Flächen mit dieser innovativen Technik und kreieren daraus die Symbiose.“
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Energieverbrauch kombiniert: 24,3 - 20,9 kWh/100 km | CO₂-Emissionen kombiniert: 0 g/km | CO₂-Klasse: A | Emissionsangabe [1,4]
Die AMG Designer stehen vor der Herausforderung, diese „scharfkantige Eleganz“ ins Elektro-Zeitalter zu übertragen. Im Innenraum kommen neue Materialien zum Einsatz. Welche genau, mag Ramos Carrion noch nicht verraten. Schon jetzt verzichtet AMG an vielen Stellen auf tierische Materialien. „Wir beziehen die Sitze und das Lenkrad oft mit Dinamica statt mit Leder. Das verbessert den Halt im Sitz und die Griffigkeit am Lenkrad. Bei dynamischer Fahrt ist das klar von Vorteil“, erklärt Ramos Carrion. Zudem besteht die Mikrofaser aus recyceltem Polyester. Der Energieaufwand bei der Produktion sinkt dadurch deutlich.
Das Exterieur-Design orientiert sich ebenfalls zunehmend an Effizienz und Nachhaltigkeit, neue Formen und Elemente treten in den Vordergrund. „Aerodynamik ist die größte Variable, mit der wir spielen können“, sagt Vitalis Enns. Eine hervorragende Aerodynamik sieht gut aus, verbessert die Effizienz und sorgt damit für mehr Reichweite.
Dass Effizienz und Performance zusammengehören, zeigt der Mercedes-AMG EQS 53 4MATIC+. Die erste rein elektrische Performance Luxury-Limousine von AMG lässt keinen Zweifel: Hier steht ein waschechter AMG. Mit ihren großen, lamellenbewehrten Lufteinlässen in der Frontschürze, Luftauslässen hinter den Hinterreifen und dem Diffusor am Heck zeigt sie die klassischen AMG Designelemente. Und sie sind alles andere als funktionslose Rudimente. Die „Lufteinlässe“ sind dafür das perfekte Beispiel: „Da strömt zwar keine Kühlluft mehr hinein, doch der entstehende Air-Curtain-Effekt ist sehr wichtig, um die Luft um das Rad herumzuleiten“, erläutert Enns. Tatsächlich fällt der cW-Wert – der Strömungswiderstandskoeffizient – des Mercedes-AMG EQS extrem niedrig aus. „Das erreicht man durch solche Elemente, und da sind wir stolz drauf.“
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der AMG Design-DNA sind die Felgen. „Wenn du die falsche Felge am Auto hast, sieht das ganze Auto schlecht aus“, weiß Enns. Traditionell legt AMG Wert auf offene, filigrane Designs, die Leichtigkeit und Agilität betonen. Für eine optimierte Aerodynamik arbeiten Enns und sein Team mit mehreren Ebenen. „Das ist wie im Theater, ich arbeite mit Vordergrund und Hintergrund. Was mir wichtig ist, das zeige ich und lege es grafisch in den Vordergrund. Was ich nicht zeigen will, lege ich in den Hintergrund.“ So entstehen filigrane Designs, indem Vordergrund-Elemente glanzgedreht werden. Elemente wie Ringe, die eine Flächigkeit herstellen und so die Verwirbelungen reduzieren, werden schwarz fast unsichtbar.
Enns betont den großen Einfluss der Aerodynamik auf die querdynamische Performance hervor. Ein voll verkleideter Unterboden mit entsprechendem Diffusor am Heck, Elemente, die den Anpressdruck bei hohen Geschwindigkeiten erhöhen, und: Die Aerodynamik erhöht die Reichweite und verbessert das Handling. „Das ist eine Win-Win-Situation“, sagt Enns.
Performance, Handling, Nachhaltigkeit, Effizienz – all dies beeinflusst das Fahrgefühl und das Erlebnis in einem AMG. Gutes Interieur-Design macht diese Bandbreite erlebbar. Dabei wollen Ramos Carrion und ihre Kolleginnen und Kollegen nicht überall vom Bewährten abweichen. „Wir spielen zum Beispiel Rot in verschiedenen Akzenten als Performance-Farbe. Das zeigt sich beim Licht, an Ziernähten oder am E Performance Logo.“ Künftig wird Rot noch wichtiger werden, um die Marke AMG klar zu differenzieren.
Vorsichtig verändern wird die Elektromobilität trotzdem einiges im Innenraum – vor allem digital. „Der Trend geht klar zu großen Displays und zu einem cleaneren Design“, erläutert Ramos Carrion. „Und wenn das Design sehr clean wird, muss das ‚Kino‘ woanders stattfinden.“ Viel Bildschirmfläche eröffnet Möglichkeiten, mit neuen „Wirklichkeiten“ zu spielen, sagt die junge Designerin. „Wir wollen den Kunden intellektuell ansprechen, indem wir visualisieren, was da eigentlich im Auto passiert.“ Das sei gerade bei der Elektromobilität wichtig. „Der Kunde soll Spaß an der Bedienung haben und gerne anschauen, was passiert. So schaffen wir komplett neue Erlebnisse.“ Gleichermaßen können neue, nachhaltigere Materialien neue Oberflächen bilden. „Wenn wir damit ein neues Benutzererlebnis schaffen und die Kunden mit neuen Details begeistern können, dann machen wir das“, sagt Ramos Carrion.
Erlebnisse schaffen, darauf kommt es auch Enns beim Exterieur-Design an. In manchen Punkten sind die Einflussmöglichkeiten für ihn und sein junges Designteam begrenzt. Etwa dort, wo das AMG Design auf dem basiert, was Mercedes-Benz vorgibt. Sensual Purity heißt die Mercedes Designsprache, sie verzichtet weitgehend auf Kanten und Sicken. Mit der Elektromobilität verändern sich zudem Formen und Proportionen. Beim Mercedes EQS hält das „One Bow Design“ Einzug. In einem schwingenden, gespannten Bogen zieht sich die Karosserie über das Chassis, ohne die typischen Elemente des Sportwagen-Designs: Der EQS hat keine lange Motorhaube, keine ausgestellten Kotflügel und er baut relativ hoch.
„Das ist ein Design, das wir bei unseren selbst entwickelten AMG Fahrzeugen so sicher nicht umsetzen würden“, sagt Enns. Es ist der technischen Plattform geschuldet: Die sogenannte Skateboard-Architektur bringt die Zellen für die große Traktionsbatterie im Fahrzeugboden unter. Daraus ergeben sich eine erhöhte Sitzposition und eine größere Fahrzeughöhe. Enns: „Das One Bow Design sorgt dafür, dass das Auto trotzdem sportlich und elegant wirkt.“
Klassische Sportwagen-Werte erlaubt sie außerdem. „Sportlichkeit heißt ja immer noch: Der Schwerpunkt muss unten liegen“, so Enns. Dabei spielt ihm der technische Fortschritt in die Karten. Batteriezellen werden leistungsfähiger, dadurch werden sie künftig flacher und in der Folge die Dachlinie wieder näher an die Straße bringen. Zum anderen ist die Skateboard-Architektur nur eine von mehreren Möglichkeiten. „Man kann Akkus zum Beispiel im Mitteltunnel verbauen. Das erleichtert es, Elektroautos in herkömmlichen Formen zu gestalten“, sagt Enns. Das gilt innen wie außen: „Wenn ich Sportlichkeit erlebe, will ich eine gewisse Geborgenheit spüren, ein Cocooning“, so Enns. „Deshalb wird es in unseren eigenen AMG Fahrzeugen auch weiterhin kuschelig bleiben.“ Er deutet einen kommenden Elektrosportwagen von AMG an: „Es gibt zwar noch kein von uns entwickeltes Elektroauto auf dem Markt, aber wir arbeiten dran. Wie das dann aussehen wird, werdet Ihr sehen“, sagt er.
So wird AMG auch künftig auf vertraute Formen und Elemente setzen. Die Maxime „Form Follows Function“ gilt zwar, doch Design kann mehr. Und so präsentiert auch der Mercedes-AMG EQS 53 4MATIC+ an präsenter Stelle ein vertrautes Element, das – zugegeben – weitgehend seiner ursprünglichen Funktion beraubt ist: Den charakteristischen AMG Grill mit senkrechten Streben. „Ich stehe zum AMG Grill“, sagt Enns. Zwar strömt keine Kühlluft durch das Paneel, doch der AMG Grill ist nicht nur für Enns untrennbar mit dem Markengesicht verbunden: „Wir haben es geschafft, den Grill in den letzten sieben Jahren zur Marke zu machen“, sagt er. In dem Zusammenhang ist ihm eines besonders wichtig: „Wir wollen auf keinen Fall gesichtslos sein.“
Man kann sich sicher sein, dass die Designer von Mercedes-AMG Performance Luxury nahtlos ins Elektrozeitalter überführen werden. Enns bringt die Philosophie dahinter auf einen Nenner: Experience. „Unser Zielbild ist, dem Kunden eine Performance Experience zu bieten. Die kann man nicht an einen Powertrain knüpfen“, sagt er. Es werden andere, neue Design-Elemente hinzukommen und „wir werden Dinge bewahren, die uns ausmachen, unsere DNA“, so Enns. Klar ist für ihn immer: „Wir werden unseren Kunden weiterhin Erlebnisse schenken.“