Wir blicken zurück auf spannende Abschnitte der Formel-1-Geschichte, auf einige besondere Fahrer, technische Herausforderungen, innovative Fahrzeuge und Fun Facts.
In Reih und Glied stellen sie sich auf und für eine Sekunde halten alle den Atem an, die Zeit scheint stillzustehen. Die Augen sind auf einen Punkt gerichtet, die elektronische Anzeige in der Mitte des Startbogens. Die Lichter leuchten auf: erst eins dann zwei, beim fünften erklingt die Symphonie aus den leistungsstärksten Motoren der Welt.
Das erste Mal konnten Motorsportfans rund um den Globus diesen Moment am 13. Mai 1950 in Silverstone miterleben. Statt elekronischer Anzeige, mit Fahnenschwenk -- das war der Anpfiff für das erste Rennen der Formel 1 als Fahrweltmeisterschaft. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass sich das Frühsommermärchen in eine nunmehr 70 Jahre währende Erfolgsgeschichte entwickelt. Heute ist die Formel 1, das Aushängeschild des Motorsports, das drittgrößte Sportereignis der Welt -- nach Olympia und der Fußball-WM. Anlässlich dieses Meilensteins blicken wir gemeinsam mit Ihnen auf die spektakuläre Geschichte der Formel 1 zurück.
Das Zusammenspiel aus Adrenalin, Überholmanövern und lauten Motoren reizt Rennsportfans heute wie gestern. Welches Team hat das beste Chassis, die leistungsstärksten Motoren und die cleversten Fahrer? Um das zu erfahren, lassen schon acht Jahre nach der Patentierung des ersten Automobils Geschwindigkeitsjunkies ihre Maschinen gegeneinander antreten. Auf den Straßen von Paris nach Rouen findet am 22. Juli 1894 das erste Langstreckenrennen statt. Es zählte 21 Teilnehmer. Von den 17 Fahrzeugen, die die Ziellinie überquerten, waren neun mit Motoren ausgestattet, die von Gottlieb Daimler erfunden und unter Lizenz vom französischen Fahrzeughersteller Panhard & Levassor produziert wurden. Zu dieser Zeit ist es bereits ein Erfolg, wenn das Fahrzeug heil oder überhaupt ins Ziel kommt.
Werfen wir einen Blick auf die Sterne: 1934, beim internationalen Eifelrennen auf dem Nürburgring erfährt Manfred von Brauchitsch den Sieg im neuen Grand-Prix-Rennwagen Mercedes-Benz W 25. Dort, vor 86 Jahren, beginnt die Epoche der Mercedes-Benz Silberpfeile. Der Star des Teams der 1930er Jahre ist Rudolf Caracciola. Er wird 1935, 1937 und 1938 Grand-Prix-Europameister -- dem Vorläufer der heutigen Formel-1-Weltmeisterschaft.
Der Rennsport begeistert immer mehr Menschen und schnell entstehen neue, größere Rundkurse. 1946 geht die bald beliebteste Rennserie an den Start. Bekannt ist sie zunächst unter dem Namen Formel A oder schlicht Formule Internationale. Was die Formel 1 von ihren Vorgängern unterschiedet, sind insbesondere die Normen, die einen geregelten und vor allem messbaren Wettkampf möglich machen. Diese gibt die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile), der Internationale Automobilverband vor. Ihre technischen Anforderungen machen einen einfachen Rennwagen zu einem regelgerechten Formel-1-Wagen. Obwohl schon früher einige Rennen stattfinden, wird die erste Weltmeisterschaft nach den offiziellen Formel-1-Regeln 1950 ausgetragen. Und hier beginnt auch unsere Geschichte.
Startschuss Silverstone -- Der erste offizielle Grand Prix der Formel-1-WM-Geschichte findet auf dem ehemaligen Flugfeld statt. Am Ende geht aus diesem Rennen der Italiener Giuseppe „Nino“ Farina mit einem 1,5-Liter-Kompressor von Alfa Romeo als Sieger hervor. Diesen Moment feiern 200.000 Zuschauer, darunter der damalige englische König George IV. Seither werden jedes Jahr Weltmeisterschaften in dieser Rennklasse ausgetragen.
Zwei Jahre später wird der Sturzhelm zu einem festen Bestandteil der Fahrermontur. Für die Rennfahrzeuge sieht das Reglement folgende Leitplanken vor: einen Hubraum von 750 Kubikzentimeter mit, oder 2.500 Kubikzentimeter ohne Kompressor, bei beliebiger Zusammensetzung des Treibstoffs. Mercedes gibt am 4. Juli 1954 beim Großen Preis von Frankreich in Reims sein Formel-1-Debüt. Mit dem W 196 R erzielen sie mit den Fahrern Juan Manuel Fangio und Karl Kling gleich einen Doppelsieg. Unter anderem bekannt geworden durch seine markante Nase, war dieser Silberpfeil besonders windschnittig und wendig. Für 1954 wird zunächst die Stromlinienversion gebaut, weil das Auftaktrennen in Reims (Frankreich) sehr hohe Geschwindigkeiten zulässt. Danach folgt eine zweite Variante mit frei stehenden Rädern. Außerdem ist dieser Formel-1-Rennwagen die Grundlage für den zweisitzigen Rennsportwagen Mercedes-Benz 300 SLR, das Flaggschiff der Saison 1955. Ein goldenes Jahr für den Ritter der Silberpfeile, Stirling Moss. Er holt für Mercedes-Benz den Gesamtsieg der Mille Miglia mit der besten je in diesem Rennen erzielten Zeit. Außerdem triumphiert er beim Großen Preis von Großbritannien 1955 als erster britischer Rennfahrer. Damit führt er einen Vierfachsieg der Silberpfeile an, gefolgt von seinen Teamkollegen Juan Manuel Fangio, Karl Kling und Piero Taruffi. Die Saison 1955 beendet Mercedes-Benz am Ende mit einem doppelten Triumph: In der Formel 1 holt Juan Manuel Fangio im W 196 R die zweite Weltmeisterschaft in Folge. Weiterhin gewinnt die Stuttgarter Marke die Sportwagen-Weltmeisterschaft mit dem 300 SLR Rennsportwagen (W 196 S). Danach zieht sich Mercedes-Benz auf der Höhe des Erfolgs aus der Formel 1 und den Sportwagenrennen zurück. Die Marke konzentriert sich auf die Serienfahrzeugentwicklung.
Doch die Rennsportevolution geht weiter. Der uns heute bekannte Mittel-/Heckmotor wurde bereits 1957 in Monaco von Cooper vorgeführt und hat bis heute Bestand. Auch hier zeigt sich, aller Anfang ist schwer: Denn für den Favoriten Jack Brabham am Steuer des nachgerüsteten T51 hätten die Sterne 1959 beim US-Grand-Prix gar nicht besser stehen können. Doch dann geht dem Piloten wenige Meter vor dem Ziel der Sprit aus. Mit vollem Einsatz schiebt er seinen Wagen über die Linie und landet so auf dem vierten Platz. Danach bricht er neben seinem Renner zusammen.
Zandvoort, Niederlande, 1962: Der berühmte Konstrukteur Colin Chapman führt den Lotus 25 ein, das erste Formel-1-Fahrzeug mit Monocoque. Dabei handelt es sich um eine Sicherheitszelle, die selbst extremen Belastungen standhalten kann. Damals bestehend aus Aluminium-Blech, heute aus verschiedenen Schichten Kohlefaser, legt sie sich schützend um den Fahrer und bildet das Zentrum der Rennboliden. Eine Revolution in der Formel 1, die heute nicht mehr wegzudenken ist. 1970 zeigt sich der Lotus 72 als erster Rennwagen mit einem Kühler in den Seitenkästen und einen Airbox-Lufteinlass. Auch dieses Design ist heute in seinen Grundzügen immer noch Formel-1-Standard.
In den 70er Jahren beginnt außerdem die erste Ferrari-Ära mit Niki Lauda an der Spitze. Nachdem er zwei Weltmeistertitel für sich entscheiden kann, folgt 1976 eine der vielen Formel-1-Tragödien. In dieser Saison verunglückt der Österreicher auf dem Nürburgring und erleidet dabei schwerste Verbrennungen. Doch schon 42 Tage später steigt er wieder ins Cockpit beim Großen Preis von Italien. Nach seinem dritten Weltmeister-Titel 1984 unter McLaren, verabschiedet sich die Legende im nächsten Jahr aus dem Motorsport. Danach kooperierte der Rennstall McLaren mit Honda. Dieser Zusammenschluss brachte in der Saison 1988 eines der berühmtesten Fahrerduos hervor: Ayrton Senna und Alain Prost. Sie gewannen 15 von 16 Rennen.
Die Formel 1 war schon immer Bühne für herausragendes Fahrgeschick und technische Innovationen -- auch wenn sich einige Ideen nicht durchsetzen können. Tyrell überrascht 1976 die Motorsportgemeinde mit einem Wagen, der statt der üblichen vier Räder mit sechs "aufrollt". Zwar scheitert das Konzept später an der fehlenden Weiterentwicklung der Reifen, doch für einen kleinen Moment sind alle Augen auf diese Rennraupe gerichtet. Der elektronische Fortschritt dominierte die 1990er Jahre. Die Rede ist von Innovationen wie die aktiven Fahrwerke, Transaktionskontrollen und ABS. Diese kleinen Helferlein werden allerdings schon zur Saison 1994 wieder verboten. Eine weitere wichtige Anpassung vollzieht die FIA ein Jahr später: das Ende der Ära der 3,5 Liter Sauger. Der Grand Prix von San Marino im italienischen Imola schreibt ein weiteres dunkles Kapitel der Formel-1-Geschichte. In seinem Qualifikationstraining bricht der Frontflügel des Fahrzeuges von Formel-1-Frischling Roland Ratzenberger und er schlägt mit über 300 km/h auf die Begrenzungsmauer auf. Er erliegt seinen schweren Verletzungen noch am Unfallort. Einen Tag später verunglückt auch der mehrfache brasilianische Weltmeister Ayrton Senna auf der selben Strecke, nach einem ungebremsten Aufprall auf die Betonmauer, tödlich. Die Tragödie von Imola stößt zum Umdenken in puncto Sicherheit in der Formel 1 an. Als Konsequenz wird der Hubraum kurz darauf auf 3000 cm3 reduziert und die Leistung sinkt von ca. 750 auf 650 PS.
Anpassungen dieser Art sorgen im heutigen Rennsport für mehr Sicherheit. Denn anders als herkömmliche Sportwagen, macht es die Rennsporttechnologie den Formel-1-Motoren möglich, Beschleunigungen und Verzögerungen in Extrembereichen durchzuführen. Beispielsweise beschleunigt ein heutiger Formel-1-Wagen in unter zwei Sekunden auf 100 km/h. Je mehr die Motoren leisten, desto verlässlicher müssen die Bremsen sein. Ein System, das ineinandergreift. In 3,79 Sekunden können die Motorsportboliden von 300 km/h auf null heruntergetourt werden (Stand 2017). Leistung, Erfolg und Sicherheit müssen bei der Formel 1 unter einen Hut gebracht werden. Eine Kombination, welche die Konstrukteure und ihre Teams regelmäßig vor neue Herausforderungen stellt. Diesen Challenges stellt sich ab 1993 auch wieder Mercedes-Benz. Das Comeback der Silberpfeile beginnt zunächst als Motorenhersteller an der Seite von Sauber Motorsport, bevor sie sich zwei Jahre später mit dem Rennstall McLaren zusammenschließen.
1998 dann weitere Änderungen: Profillose Reifen, die sogenannten Slicks, sind nicht mehr zulässig. Die Formel 1 setzt von nun an auf Rillenreifen. Statt einer Breite von zwei Metern, sind nur noch 1,80m breite Fahrzeuge zugelassen. Am besten gelingt die Umsetzung der neuen Regularien eben dieser britisch-deutschen Partnerschaft, McLaren-Mercedes. Mit der aerodynamischen Effizienz des MP4-13 holt der Finne Mika Häkkinen acht Siege und wird am Ende der Saison Formel-1-Weltmeister. Mit weiteren Anpassungen der FIA wie z. B. die Verkleinerung der Motoren auf 2,4 l Achtzylinder mit einem Mindestgewicht von 95 Kilogramm, rückt Renault 2006 ins Rampenlicht. Der Rennstall ist bekannt für seine außergewöhnlichen Motorenkonstruktionen. Die 750 PS des R26 befördern Rennfahrer Fernando Alonso nach sieben Siegen an die Spitze der WM. Er gewinnt seinen zweiten Titel.
In den 2000ern glänzt Ferrari in voller Pracht. Michael Schumacher sitzt am Steuer und es beginnt eine sagenhafte Titelserie. Mit ganzen sieben WM-Titeln, 91 Grand-Prix-Siegen und 68 Pole-Positionen, die er in seiner Karriere verbucht, steigt Schumi in den Formel-1-Olymp auf.
2009, ein weiterer Meilenstein: Das Energierückgewinnungssystem KERS nimmt Einzug in die Formel 1. Während alle Aufbauten auf den Karosserien verboten werden, wachsen die Heckflügel schmaler nach oben. Ganz vorne dabei: das Privatteam Brawn-Mercedes. Sie statten den BGP001 mit einem Doppeldiffuser aus und sichern sich den Sieg. Das Drag-Reduction-System (DRS), erleichtert ab 2011 die Überholmanöver auf langen Geraden maßgeblich. Mit einem Knopfdruck werden die Heckflügel flacher gestellt und die Fahrzeuge bekommen einen Geschwindigkeitsgewinn von etwa 15 km/h. 2009 erwartet die Motorsportgemeinde ein weiteres Highlight: Mercedes-Benz meldet sich zurück und geht unter dem Namen Mercedes GP Petronas F1 Team ab 2010 wieder an die Startlinie mit einer Fahrerpaarung, die sich sehen lässt: Nico Rosberg und der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher.
2014 zeigt jedoch, dass Änderungen nicht endgültig sind: Wir feiern das Comeback der Turbos mit Hybrid-Power. Gleichzeitig beginnt das moderne Zeitalter des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams mit einem Start-Ziel-Sieg in Australien von Nico Rosberg zum Saisonauftakt. Am Ende brilliert das ganze Team und gewinnt seine erste Konstrukteurs-Weltmeisterschaft mit Lewis Hamilton als Fahrerweltmeister. Seither sind die Silberpfeile nicht mehr aufzuhalten. Sechs Saisons in Folge geben sie weder den Fahrer- noch den Konstrukteurstitel wieder aus den Händen und schreiben damit ein nie dagewesenes Formel-1-Märchen.
Live und in Farbe können Sie diese Geschichte auch im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart erleben. Dort erwarten Sie echte Formel-1-Boliden. Darunter der Mercedes F1 W07 Hybrid, mit dem Nico Rosberg im Jahr 2016 den Weltmeistertitel gewann. Sein Highlight: die AMG Hybrid-Technologie mit der ein 1,6-Liter-Motor für 800 PS reicht. Sammeln Sie erste Eindrücke hier in unseren Videos.