Seit Jahren steht Palace im Zentrum der Skateboard-Kultur. Nun finden sich zwei der größten Namen in Mode- und Automobil für eine weitere Kollektion zusammen. Im Interview mit Lev Tanju erfahren Sie mehr über seine Karriere und warum er Palace ins Leben gerufen hat.
Die Erfolgsgeschichte von Lev Tanju ist eine dieser typischen Geschichten rund um Kreativität, Ambition und Entschlossenheit. Harte Arbeit und kluge Planung haben sich hier letztendlich bezahlt gemacht. Heute zählt Palace du weltweit angesehensten Streetwear Brands, die allseits gefeiert wird. Es ist eine Geschichte, die noch immer nachklingt – in hundert Meter langen Schlangen… vor den Palace-Stores dieser Welt.
Zu der Zeit, als Englands Skating-Community auf globaler Ebene erstmals einen eigenen Weg einschlug, war Tanju bereits voll dabei, sich selbst einen Namen zu machen. 1998 verkaufte der zukünftige Unternehmer noch selbstdesignte Skateboards, um sich die Miete zu finanzieren. In den 2000er-Jahren wurde Tanju dann schnell zu einer der Größen jener britischen Subkultur, die die Mode, wie wir sie kannten, von Grund auf verändern sollte. Zur selben Zeit nahm auch Tanjus zukunftsweisende Marke Form an: Palace.
Ziel des Designers war es, der englischen Skating-Szene mehr Leben einzuhauchen und den Fokus von den USA wegzulenken. Hier gab es bereits erste Brands wie Supreme, welche in den USA bereits super erfolgreich war. Tanju wollte eine Skate-Marke schaffen, mit der seine Freund*innen und er selbst sich identifizieren konnten – eine Brand, die London durch und durch verkörpert. Sein Erfolg ist mehr als nur ein einfacher Lucky Punch. Vielmehr verhalfen ihm seine schlauen, kalkulierten Schritte, seine scharfsinnigen Strategien und seine präsente Haltung dazu, auf sich aufmerksam zu machen und als Brand größer zu werden. Er wusste stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. So entstand zum Bespiel das ikonische „Tri-Ferg”-Logo in Zusammenarbeit mit dem Designer Fergus Purcell.
Die Skate-Familie rund um Lev Tanju führt seinen Erfolg auf eine ganze Reihe von Faktoren zurück. Ganz besonders geht es dabei um das Verständnis und die Überzeugung, grenzenlose Möglichkeiten in die Tat umzusetzen. Jeder Schritt muss und soll innovativ sein. Dies zeichnet Palace schon immer aus und verhalf ihnen unter anderem dabei, Fußballer Cristiano Ronaldo einen Elfmeter im Trikot von Juventus Turin x Palace zu schießen. Sie verhalf dem Designer aber auch zu einer gemeinsamen Kollektion mit Ralph Lauren. Hier erschien Lev zum ersten Meeting im Trainingsanzug -ganz schön lässig der Kerl, wie wir finden. All diese Momente sind Beispiele dafür, dass Lev Tanju weiß, was er will und nicht aufhört, bis er seine Ziele dann auch erreicht hat.
Jetzt, da der Markengründer Lev Tanju und AMG ihre Kräfte bündeln, sprechen wir mit ihm über seine Laufbahn, seinen Einfluss auf die Mode und die Key learnings, die ihm auf seinem geprägt haben.
Du hast 1998 mit Skating angefangen. Wie hast Du Deinen Namen als Skater und aufstrebender Designer damals ins Gespräch gebracht?
Als ich anfing, sah ich mich selbst noch nicht als Designer, ich wollte einfach nur etwas etwas für die Skate-Kultur in London tun. Ich versuchte, meine Freund*innen zu unterstützen. Sie alle waren talentierte Skateboarder*innen und skateten für verschiedene Unternehmen. Ich hatte den Eindruck, dass es noch weitere Wege gab, Skateboarding zu promoten und eine Brand ins Leben zu rufen, die Skating aus einer anderen Sicht betrachtete. Ich wollte der Welt einfache meinen alternativen Blick darauf zeigen, wie ich ein Skate-Unternehmen in meinen Augen auszusehen hat.
Wie würdest du diesen damaligen Blick beschreiben?
Ich hatte den Eindruck, dass sich die Dinge im Skating in eine ziemlich ähnliche Richtung entwickelten. Es gab keine Marke aus London, die auch wirklich so aussah, als käme sie von dort. Es gab ein paar vereinzelte Brands, aber das war alles nicht so das, auf das ich wirklich stand. Also wollte ich dem ganzen meinen eigenen Touch geben, Dinge verändern und meiner Kreativität freien Raum lassen. All die Dinge, die ich als junger Skater liebte, sollten sich in den Designs meiner Pieces wiederspiegeln.
Zu Beginn Deiner Karriere hast Du bei Freund*innen auf dem Sofa übernachtet und Skateboards verkauft, um Geld zu verdienen. Wie würdest Du diese Zeit beschreiben?
Wir haben alle in einem Haus gewohnt, das „The Palace“ genannt wurde und sich unmittelbar neben South Bank (London) befand. Wir haben so gut wie keine Miete gezahlt. Es war ein Loch. Das war für mich eine großartige Zeit. Wir waren jeden Tag skaten. Ich habe damals bei Slam City Skates gearbeitet. Es war eine fantastische Zeit. Wir haben jeden Tag, den ganzen Tag, im Southbank Center verbracht. Ich habe mit meinem Fotohandy, einem alten Klapphandy von Motorola, Clips gedreht. Ich fing einfach an, die Jungs zu filmen. Mir gefiel der Look und man hatte das so noch nie gesehen. Alles war unbearbeitet und unscharf. Ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt, in der es Skate-Videos noch nicht in HD gab und man nicht sehen konnte, was die Leute anhatten. Alles war ein bisschen verschwommen und es blieb zum Teil der Fantasie überlassen, wie das Skaten in den Clips aufgenommen wurde, da es völlig unbearbeitet war. Beim Drehen dieser kleinen, albernen Videos dachte ich immer wieder: „Das macht mir richtig viel Spaß. Ich will eine Skateboard-Firma gründen.“ Also habe ich das getan.
Growing up, I was imitating professional skateboarders; wanting to dress like them and do the same tricks. I was always buying skate stuff, and around that time I was going into Dover Street Market. I was on the dole, and I’d take my whole cheque and buy a Comme Des Garçons shirt. I’ve always been drawn to clothing, I love it.
Wann genau kam Dir diese Eingebung? Während Du Skateboards verkauft hast?
Zu diesem Zeitpunkt tat ich das nur, um zu überleben. Das war noch bevor ich anfing, in Skate-Shops zu arbeiten. Es ist ziemlich hart, einen Job im Skating-Business zu bekommen, besonders in London. Alles spielte sich in Kalifornien ab, es gab kaum unabhängige Marken. Wir haben da schon gewissermaßen die Türen geöffnet… Mittlerweile gibt es hunderte Skate-Marken und jede*r weiß, dass man’s mittlerweile als DIY-Ding durchziehen kann und dass das funktionieren wird. Ich glaube das ist der Kern, um den es beim Skating geht. Früher gab’s da draußen nicht viele Möglichkeiten. Heute sieht das anders aus, alle gründen jetzt eine Board-Marke, damit kann man schon fast rechnen. Damals gab es ein paar Marken, die ich wirklich bewunderte, aber ich hatte keine Möglichkeiten, etwas für sie umzusetzen, also hab ich’s einfach selbst gemacht. Der Boardverkauf kam eben daher, dass ich kein Geld hatte. Also überzeugte ich meine Freund*innen davon, Skate-Packs zu kaufen. Ich kaufte und verkaufte ihnen Boards – alles nur, um in der Nähe der South Bank bleiben zu können und ein wenig Geld für Essen und die Miete in der Tasche zu haben.
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Energieverbrauch kombiniert: 13,4 - 9 l/100 km | CO₂-Emissionen kombiniert: 306 - 205 g/km | CO₂-Klasse: G | Emissionsangabe [1,2]
Wer wiederum hat Dich dann am meisten in Sachen Skating und Design inspiriert?
Was Skating angeht, würde ich sagen Chocolate und Alien Workshop, das sind klassisch US-amerikanische Skate-Marken. Ich sah mir ständig ihre Videos an und war nicht so sehr von ihren Produkten inspiriert, sondern wirklich davon, wie gut ihre Teams waren. Ich kaufte mir aber ihre Boards. Was Kleidung angeht, mochte ich schon immer Ralph Lauren und besorgte mir baggy Chinos und Holzfeller-Hemden. Silas war eine meiner Lieblingsbrands, weil sie aus London kamen und eine Verbindung zu Slam City hatten. Wenn man zu Slam City ging, gab’s dort T-Shirts, aber auch Jacke mit Pelzkragen für 300 Pfund. Ich trug viel Silas, weil mein damaliger Business-Partner für sie gearbeitet hatte. Wer bei Slam arbeitete, konnte gratis an Kleidung kommen. Step by step find ich dann an mich für die verschiedensten Brands zu interessieren. Auch die Luxusseite des Ganzen war damals tatsächlich schon spannend. Loafer von Gucci oder andere schräge Klassiker, die sie damals kreierten. Geldbörsen von Comme des Garçons – nicht wirklich Luxus, aber auch nicht Streetwear. Je älter ich wurde, desto mehr interessierte ich mich für all das.
When I first started, I didn’t see myself as a designer. I just wanted to do something for skate culture in England and London. I was just trying to do something to support my friends that were all really talented skateboarders.
Du hast erwähnt, dass Du damals etwas für deine Freund*innen schaffen wolltest, das sich von bestehenden Designs abhob. Wann wusstest du, dass Palace genau das war – wann hattest Du eine klare Vision für die Marke?
Am Anfang hatte ich alle Boards entworfen und wollte riesige Prints auf T-Shirts bringen. Wenn wir mit Fabriken sprachen, fragte ich, ob sie die Grafik so groß wie möglich auf den Rücken drucken konnten. Damit wollte ich das Thema Surf-Kultur anreißen – die ganz großen, gebrandeten Sachen. Ich skatete in Jogginghosen und trug sie jeden Tag. Zu der Zeit war die typische Streetswear wie wir sie heute kennen allerdings noch nicht sonderlich angesagt. Es hat sich also alles eher auf natürliche Art und Weise entwickelt. Wir konnten nicht von Anfang an Trainingsanzüge fertigen, weil wir als Marke noch so klein waren. Man nimmt ja nicht einfach so Geld ein, produziert davon etliche Trainingsanzüge, die sich nicht verkauften. Also geschah alles etwas langsamer. Wir sind unabhängig und waren es schon immer. Budget hatten wir damals allerdings nicht viel. Unsere One-Offs mussten also sitzen, bevor wir sie anschließend produzieren konnten. Fehler konnten wir uns hier keine erlauben.
Was ist eine Erkenntnis, die Du als der Gründer einer der weltweit größten Streetwear-Brands innerhalb Deiner Laufbahn gewonnen hast?
Bleib dir selbst und dem treu, was du machen willst. Manchmal entgleitet einem das. Wenn ich zurückdenke, ist es aber gerade dann am wichtigsten, sich selbst treu zu bleiben. Letztendlich solltest du Mode produzieren, die dir selbst gefällt und sich genau aus diesem Grund gut verkauft und nicht umgekehrt. Es geht mir also darum, Sachen zu entwerfen, die ich selbst tragen möchte und sie nicht mit dem Hintergedanken zu produzieren, wer sie nachher kaufen könnte. Selbst, wenn sich etwas nicht verkauft oder funktioniert, weiß ich wenigstens, was mir gefällt. Bleib dir und deinem Stil also wirklich immer treu.